Der Bluthochdruck Ratgeber
Medizinisch fundiert - einfach erklärt - unabhängig und pharmafrei
Folgen
Betrachtet man mögliche Bluthochdruck Folgen, so lassen sich diese genauso wie die Ursachen unterteilen. Da gibt es einmal die überschaubaren Bluthochdruck Folgen für das Herzen selbst, die als erstes erläutert werden.
Wichtiger und umfangreicher, da sie im gesamten Körper auftreten können, sind die Folgen entlang der Blutbahn des Körpers. Nicht nur die Zahl möglicher Bluthochdruck Folgen ist dort höher, die zum Teil tödlichen Ereignisse sind auch viel häufiger! Der bekannte Herzinfarkt findet sich auch in diesem Abschnitt.
In aller Komplexität ist das Herz vor allem eines: ein Muskel, der sich ständig entspannt und zusammenzieht (=kontrahiert). Da das Herz aber einen Raum umhüllt (die Herzkammern), funktioniert es durch diese Entspannung und Kontraktion als Pumpe.
Was macht nun ein Muskel, wenn er ständig stärker belastet wird als normal? Wir kennen es aus dem Sport und Krafttraining: er wird größer. Und genau das passiert beim Herzen auch bei längerem Bluthochdruck. Der Herzmuskel nimmt an Masse zu. Das ist prinzipiell erst einmal kein Problem. Ein starker Muskel muss sich weniger zusammenziehen als ein schwacher, um die gleiche Leistung zu schaffen, er muß das ganze auch weniger oft - bei trainierten Menschen ist u.a. deswegen der Ruhepuls oft niedrig.
Problematisch wird das aber dann, wenn dieser Muskelzunahme eben kein sportliches Training zugrunde liegt - während des Sports Beanspruchung, danach wieder Erholung fürs Herz - sondern die Dauerbelastung Bluthochdruck. Dann ist das kein Vorteil, sondern Stress fürs Herz. Die Folgen können fatal sein.
Sie haben bestimmt schon einmal einen Kugelschreiber auseinandergenommen. Da befindet sich ja eine Feder drin - und anhand dieser läßt sich anschaulich erklären, was aufs Herz zukommen kann, wenn der Druck zu lange zu hoch ist.
Halten Sie die Enden der Feder in je einer Hand. Wenn sie leicht daran ziehen, zieht sich die Feder leicht wieder zurück. Ziehen sie stärker dran, nimmt diese Rückstellkraft zu. Genau dasselbe passiert am Herzen. Nimmt die Druckbelastung zu, gibt es Mechanismen, die die Herzkraft stärken.
Doch werden diese Kräfte aufgebraucht und die Druckbelastung nimmt nicht ab, evtl. sogar noch zu, dann "leiert das Herz aus" - die Rückstellkräfte nehmen rapide ab. Ziehen Sie einmal stark an der Feder und sie sehen ein noch schlimmeres Resultat (dies bitte nur, wenn Sie den Kugelschreiber nicht mehr brauchen!). So schlimm ist es beim Herzen nicht, es pumpt weiterhin, aber auf deutlich zu niedrigem Niveau, um alle Organe ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen.
Somit ist etwas entstanden, was man Herzschwäche nennt, auf medizinisch Herzinsuffizienz. Und noch eines hat dies mit der kaputten Feder gemeinsam - sie ist nahezu unumkehrbar. Einmal herzschwach, immer herzschwach (mit einer Ausnahme: Herzmuskelentzündung, aber auch hier kann es im schlimmsten Fall bleiben)! Zwar lassen sich durch lebenslange Medikamenteneinnahme die Symptome verringern und auch die Herzkraft etwas stärken, aber gut wird das vor allem bei fortgeschrittener Erkrankung nicht mehr.
Ein Patient mit einer fortgeschrittenen Herzschwäche hat statistisch eine kürzere Lebenserwartung als viele an Krebs Erkrankte, stirbt also deutlich früher!
Ganz einfach: wenn das Herz nicht mehr gut pumpt, staut sich das Blut. Es bildet sich in Rückstau.
Im E-Book wird erklärt, daß das Blut, das zur der linken Herzkammer fließt, aus der Lunge kommt - und genau da staut es sich zurück. Das führt zu vermehrter Schlappheit und Luftnot bei Anstrengungen, im Extremfall schon im ganz normalen Alltag. Der Extremfall ist das Lungenödem mit extremer Luftnot, auch "Wasser in der Lunge" genannt. Das sind die Folgen der sogenannten Linksherzinsuffizienz.
Die rechte Herzkammer wiederum erhält ihr Blut aus dem Körper. Und wenn das rechte Herz zu schlecht pumpt, staut es sich eben da zurück. Da Blut natürlich auch der Schwerkraft folgt, bilden sich Schwellungen (Ödeme) an den Füßen, da Wasser aus dem Blut in das umliegende Gewebe gepreßt wird. Nachts verteilt sich dieses Gewebswasser im Liegen im Körper und der Patient muß häufig aufstehen, um Wasser zu lassen.
Kommen diese Folgen der Rechtsherzinsuffizienz mit denen des linken Herzens zusammen (anfangs besteht meistens nur eine der beiden Herzschwächen), dann spricht man von einer Globalinsuffizienz. Kommen da noch andere Probleme wie ein Nierenschaden durch den jahrelangen Bluthochdruck hinzu (s.u.), ist die Behandlung extrem schwierig und die Sterblickeit hoch.
Die Adern des Körpers sind keine starren Gebilde, sondern bestehen aus lebenden Zellen. Dazu gibt es noch Muskeln, die ring- und schlauchförmig um die kleineren Adern liegen, damit sie den Druck ganz fein steuern können.
Das bedeutet, daß es sich bei Adern nicht um bloße Rohre für den Bluttransport handelt, sondern um gleichzeitig flexible und empfindliche Gebilde. Wichtig beim Thema Folgen des Bluthochdrucks sind hier die Arterien, nicht die Venen.
Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten: die Ader weitet sich und reißt (das Ergebnis ist eine Blutung, kommt vor), eine Ader verstopft (das Ergebnis ist ein Infarkt, sehr häufig) oder es entsteht ein Riß zwischen den Wandschichten (das ist ziemlich selten).
Fangen wir mit dem häufigsten an, dem Infarkt. Durch jahrelangen hohen Blutdruck steigt das Risiko eines Infarktes - doch was ist das genau? Ein Infarkt bedeutet, daß in dem Abschnitt, wo Blut hinkommen soll, aufgrund der Verstopfung keines mehr hinkommt. Die Folge ist ein Absterben des Gewebes dort, falls es keine andere Ader für das gleiche Gebiet gibt. Und totes Gewebe stört die Organfunktion zum Teil massiv. Doch manches Mal gibt es Warnhinweise vor einem Infarkt, ganz kurz oder auch für Jahre - diese werden zuerst erwähnt.
Sie seien nur kurz erwähnt, die Symptome, die auf einen baldigen Infarkt bei bestehender Verkalkung hinweisen können: am Herzen ist das die berühmte Angina pectoris. Beim Gehirn gehört dazu die sog. TIA (Transitorische Ischämische Attacke), die aufgrund einer kurzzeitigen Durchblutungsstörung die gleichen Symptome wie ein Schlaganfall zeigt, diese aber innerhalb einiger Minuten rückläufig sind. Beim Bein ist das die pAVK, eine oft jahrelang bestehende Erkrankung (periphere arterielle Verschlußkrankheit), die mit schweren Symptomen einhergehen kann.
All diese Folgen entstehen durch Bluthochdruck (und Rauchen!) und können Vorboten von deutlich schlimmerem sein.
Mit Abstand am wichtigsten ist der berühmte Herzinfarkt. Die Arterien für das Herz, die sogenannten Herzkranzgefäße, verlassen direkt nach dem Austritt aus dem Herz die Hauptschlagader und versorgen die Pumpe selbst mit Blut. Es gibt dabei drei Hauptstämme dieser Herzkranzgefäße - die Verstopfung eines Stammes führt daher zu einem Gewebsuntergang von einem bedeutenden Teil des Herzens. Das bedeutet hier den akuten Ausfall von viel Muskelmasse. Was folgt? Genau, die Pumpe pumpt nicht mehr gut und hört evtl. einfach plötzlich auf - der plötzliche Herztod ist hier die Ursache fürs Ableben. Ein anderes Mal pumpt sie vielleicht noch, aber viel schwächer (es entsteht also eine Herzschwäche) und/oder entwickelt schwere Herzrhythmusstörungen. Leider hat die Evolution uns keine zusätzlichen Adern fürs Herz geschenkt, so daß jeder Infarkt bedeutsam ist. Natürlich gibt es auch kleine Herzinfarkte (von kleineren Adern), aber gefährlich sind sie immer.
Fast genauso wichtig ist der Hirninfarkt, besser bekannt unter dem Namen Schlaganfall. Auch hier verstopft eine Arterie, die Blut zum Gehirn bringt. Je nachdem, wie groß diese verstopfte Arterie ist und wo sie liegt, sind die Symptome des Schlaganfalles unterschiedlich. Das kann kann von kompletter Symptomlosigkeit (medizinisch: Asymptomatik) bis zu schwerer einseitiger Lähmung oder den direkten Tod führen. Dazwischen liegen so unterschiedliche Probleme wie akute Sehprobleme, Wortfindungsstörungen oder Lähmungen von kleineren Teilen des Körpers und vieles andere mehr! Wichtig ist: all diese Auffälligkeiten können genauso bei einer Hirnblutung auftreten!
Die Herzkranz- und die Hirnarterien sind die ersten Abzweigungen der Hauptschlagader, deswegen fließen dort am häufigsten die "Kalkstücke" im Blut hin und verstopfen die Adern. Doch gibt es - wenn auch deutlich seltener - Infarkte auch anderswo. Zu nennen sind da vor allem die Nieren, deren Infarkt bei kleineren Ereignissen komplett ohne Symptome verläuft. Größere Infarkte können Flankenschmerzen machen, was oft mit Nierensteinen verwechselt wird.
Schließlich sind noch kurz mögliche Infarkte des Darmes (medizinisch: Mesenterialinfarkt), der Beine und der Augen zu erwähnen, die alle selten sind, aber gerade deswegen häufig fehlgedeutet werden.
Außer heftigen Bauchschmerzen gibt es keinen Hinweis auf einen Darminfarkt - und diese Schmerzen verschwinden auch wieder zuerst, da der Darmabschnitt abstirbt. Erst viel später, oft nach Stunden, treten dann wieder Schmerzen auf. Darmlähmung, schwere Entzündungen und bei Nichterkennen der rasche Tod drohen.
Bei einem Infarkt der Beine ist meistens ein Abschnitt betroffen wie der Fuß oder ein Muskel. Während bei manchen Fällen noch der fehlende Puls auf den Infarkt hinweisen kann, ist das sehr schwierig zu erkennen, wenn nur ein Muskel betroffen ist.
Bei einem ebenso seltenen Infarkt des Auges fallen einem Sehdefekte auf oder ein komplettes Auge fällt aus.
Kleine Äderchen dehnen sich häufig nicht großartig, sondern reißen oder "platzen" schnell, beim Thema Bluthochdruck verursacht durch starke Druckschwankungen. Am bekanntesten sind das Nasenbluten und das geplatzte Äderchen in der Bindehaut am Auge. Äderchen hinten auf der Netzhaut dagegen dehnen und schlängeln sich zuerst charakteristisch - ein Augenarzt erkennt so etwas. Wenn dort ein Äderchen reißt, besteht ein Bluthochdruck schon seit vielen Jahren und wurde nicht ausreichend behandelt.
Große Adern dagegen dehnen sich erst lange und deutlich aus, bevor sie reißen. Auch wenn diese Dehnungen höchsten unklare Beschwerden machen, sie lassen sich oft gut diagnostizieren. Es gibt aber auch oft Zufallsbefunde.
Mit Abstand am häufigsten ist die Hauptschlagader, die Aorta, von einer Dehnung oder Aussackung, einem Aneurysma, betroffen. Die Hauptschlagader verläßt das Herz Richtung Kopf und macht unterhalb des Halses einen Bogen Richtung Rumpf und Bauch, bevor sie sich etwa auf Nabelhöhe in die beiden Hauptadern für die Beine aufteilt.
Ein Riß der Aorta ist in sehr vielen Fällen sofort tödlich, da große Mengen Blut in wenigen Sekunden verloren gehen. Dennoch wird nicht jedes bekannte Aneurysma immer sofort operiert, sondern ggf. in kurzen Intervallen beobachtet. Die Ultraschalldiagnostik eignet sich dafür sehr gut. Eine exzellente Blutdruckkontrolle ist extrem wichtig, damit ein Aneurysma nicht größer wird. Eine Sonderursache für ein Aneurysma wird übrigens in Punkt 6. behandelt.
Da das Aneurysma in den meisten Fällen überhaupt keine Symptome macht, wird darüber diskutiert, inwiefern ein Ultraschall-Screening für die Gesamtbevölkerung Sinn macht. Die USPSTF empfiehlt aufgrund bisheriger Daten eine einmalige Ultraschalluntersuchung des Bauches bei allen Männern älter als 65 Jahre, die jemals geraucht haben. Bluthochdruck alleine ist hat dabei wohl nicht überzeugt als Grund, allerdings ist es ebenso wie das Rauchen der Hauptfaktor für die Entwicklung von Verkalkung, Infarkt und eben auch Aneurysmen.
Von den Symptomen her ist sie wie erwähnt nicht von einem Schlaganfall zu unterscheiden. Doch sind die Folgen oftmals fataler, da bei einer Blutung nicht nur die Funktion des Gehirns massiv beeinträchtigt wird. Da es wegen der starren Schädeldecke keine Ausweichmöglichkeit gibt, drückt das Blut das Gehirn zusammen, nicht selten führt dies zu einer sogenannten Einklemmung. Der wichtigste Teil des Gehirns, der die lebenserhaltenen Funktionen steuert (Atmen, Herzschlag etc.), das sogenannte Stammhirn, wird zusammengedrückt und das führt dann zum Tod.
Insbesondere die großen Arterien und da vor allem die Hauptschlagader bestehen aus drei Wandschichten. Es kann nun durch ständig zu hohen Blutdruck passieren, daß innerhalb zweier Wandschichten ein Riß entsteht. Dann läuft das Blut nicht nur den normalen Weg, sondern eben auch in diese eingerissene "Tasche" und diese kann mit der Zeit wachsen. Dadurch wird nicht nur die äußere Wand immer dünner (wie bei einem aufgeblasenen Luftballon) und das Risiko eines Risses mit Blutung steigt, sondern es können auch lebenswichtige Abgänge der Hauptschlagader vom Blutzufluss abgeklemmt werden.
Dieser Riß der inneren Wandschichten, genannt Dissektion, geht entweder bei plötzlichem Beginn mit starten Brustschmerzen einher (weil er meistens im Brustbereich der Aorta auftritt) oder er beginnt schleichend ohne Symptome, dies besonders bei Menschen mit dem angeborenen Marfan-Syndrom. Eine Dissektion ist nahezu immer lebensgefährlich!
Die chronische Nierenschwäche oder chronische Niereninsuffizienz ist sehr häufig, insbesondere bei älteren Menschen. Eine der Hauptursachen ist ein langjähriger Bluthochdruck. Dabei ist der Mechanismus der dauerhaften Nierenschädigung durch Bluthochdruck recht kompliziert und nicht einfach mit Druckbelastung der kleinen Äderchen zu erklären. Es spielen zahlreiche vor Ort wirksame Stoffe und Hormone eine Rolle, so daß schließlich die Filterleistung der Niere immer weiter abnimmt und im Extremfall die Dialyse droht.
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