Der Bluthochdruck Ratgeber
Medizinisch fundiert - einfach erklärt - unabhängig und pharmafrei
Grenzwerte
Sind die Definitionen der Bluthochdruck Grenzwerte unabänderlich?
Lange Jahre galt, daß der Blutdruck in Ruhe idealerweise bei 120/80 mmHg liegen solle (diese Zahlen erkläre ich im E-Book genauer). Doch schaute man sich die wissenschaftlichen Untersuchungen an einer großen Zahl an Menschen, medizinisch Studien genannt, mal genauer an, so mußte man zugeben, dass ein Grenzwert von 140/80 mmHg vollkommen ausreicht, um von einem normalen Blutdruck zu sprechen. Also wurde die strenge Vorgabe 120/80 mmHg verlassen.
Dieser höhere Grenzwert von 140/80 mmHg gilt prinzipiell erst einmal für alle ansonsten gesunde Erwachsenen. Das noch viel ältere Modell "100 plus Alter" als oberer Grenzwert ist längst widerlegt! Alter allein ist kein Grund für Bluthochdruck und das Therapieren auch im höheren Alter ermöglicht einen Zugewinn an Lebenszeit! Ausnahmen, für die dieser Grenzwert nicht gilt, werden weiter unten erklärt.
Dazu ist noch wichtig festzuhalten, daß diese Bluthochdruck Grenzwerte für die Messung mittels Stethoskop in der ärztlichen Praxis gelten. Für eine Langzeitblutdruckmessung über 24 Stunden (LZ-RR oder ABDM genannt) gilt als Grenzwert 135/85 mmHg.
Die häufigste Methode zur Blutdrucksenkung ist (leider) immer noch die Tabletteneinnahme, oft ist sie auch unvermeidlich. Dabei ist die Konzentration des Blutdruckmittels in den meisten Fällen ca. 2 Stunden nach Einnahme im Blut am höchsten und kann dort seine Wirkung am stärksten entfalten. Anschließend wird es unterschiedlich schnell vom Körper abgebaut.
Wird nun dauerhaft ein eher niedriger Blutdruckwert angestrebt, z.B. 100/70 mmHg, so kann es sein, daß durch die Tabletteneinnahme der Blutdruck zwischenzeitlich noch weiter sinkt, damit der Zielwert dauerhaft erreicht wird. Damit stiegt aber das Risiko für Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen und sogar Bewußtlosigkeit und Sturzneigung. Da ein Sturz schwere äußere und innere Blutungen nach sich ziehen kann, und da nicht wenige Patienten mit Bluthochdruck auch noch andere Erkrankungen haben und vielleicht Blutverdünner nehmen, ist das Risiko dafür bei starker Blutdrucksenkung evtl. zu hoch.
Eine dauerhafte Senkung ohne Tabletteneinnahme unter die Bluthochdruck Grenzwerte von 140/90 mmHg ist deutlich weniger gefährlich. Wie Sie das schaffen können, finden Sie in der Rubrik "Ohne Tabletten".
Ganz einfach: nein, sind sie nicht. Allerdings ist das erst seit recht kurzer Zeit wieder in den Fokus des Interesses gerückt.
2015 wurde eine mit öffentlichen Geldern geförderte Studie (die SPRINT-Studie) schon vor dem geplanten Ende abgebrochen, weil man früh erkannte, daß bei der untersuchten Gruppe von über 9000 Patienten eine strengere Blutdruckeinstellung von angezielten 120/80 mmHg die Lebenszeit verlängert und das Risiko für Komplikationen mindert.
Also was jetzt? Doch wieder 120/80 statt 140/90 mmHg?
Leider ist das nicht so einfach. Zu Beginn der Studie wurden folgende Patienten von der Teilnahme ausgeschlossen: alle unter 50 Jahre; alle mit Diabetes (Zuckerkrankheit); alle Schwangere; alle mit bestimmten Nierenschäden; alle mit Herzschwäche; alle, die schon einen Schlaganfall gehabt hatten und alle, die generell kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen hatten. Demente oder sehr gebrechliche Patienten in Pflegeheimen wurden ebenfalls ausgeschlossen. Das bedeutet, daß für alle unter 50 Jahre, alle mit diesen Erkrankungen und alle ganz Gesunden erst einmal alles beim Alten und bei 140/90 mmHg als Bluthochdruck Grenzwerte bleibt.
Am besten: im Sitzen und nach 5 Minuten Ruhe. Ruhe bedeutet Ruhe: kein Essen, kein Trinken, zuvor kein Rauchen oder Trinken von Kaffee, kein Sprechen, keine körperliche Anstrengung.
Als weitere Regel bitte ich zu beachten, daß Sie bitte nicht mehr als höchstens drei mal pro Tag Ihren Blutdruck kontrollieren. Insbesondere eigene "Kontrollmessungen" nach einem zu hoch gemessenen Wert sind wertlos - die Aufregung führt dazu, daß der Wert bei der Kontrolle wahrscheinlich nicht viel niedriger ausfallen wird. Schreiben Sie einfach die Werte in einen Blutdruckpass (den bekommen Sie bei Ihrer Krankenkasse) und besprechen Sie sie mit Ihrem Hausarzt des Vertrauens. Panik ist fehl am Platz. Sollten Sie körperliche Symptome vor einer Blutdruckmessung bemerken - dazu gibt es eine eigene Informationsseite ("Symptome").
Die besten Zeitpunkte für die Messung sind auch wichtig: morgens und/oder abends kurz vor der etwaigen Tabletteneinnahme (je nachdem, wann sie welche nehmen). Es ist nämlich wichtig festzustellen, ob vor der neuen Dosis noch genug Medikament im Körper ist, um den Zielblutdruck zu erreichen. Wer keine Tabletten nimmt, ist da vollkommen unabhängig - empfohlen wird die Messung morgens nach dem Aufwachen.
Schließlich stellt sich noch die wichtige Frage, womit der Blutdruck gemessen werden soll. Prinzipiell gibt es zwei möglich Messmethoden: entweder wird die Pulswelle gemessen, die zwischen dem oberen und unteren Blutdruckwert feststellbar ist - das nennt man oszillometrisch - oder es wird über Geräusche gemessen. Letzteres kennt man vom Hausarzt mit dem Stethoskop. Für die Eigenmessungen zuhause haben sich die oszillometrischen Messungen bewährt. Unterschieden zwischen wird zwischen Messungen am Handgelenk und am Oberarm. Den Ärzten sind die Messungen am Oberarm lieber. Auch wenn man dafür eventuell Hilfe braucht, die Manschette richtig anzulegen, man kann nicht so viel falsch machen wie bei Handgelenksgeräten. Wichtig allerdings ist die Manschettengröße, da bei Menschen mit sehr großen Oberarmen sonst zu hohe Werte gemessen werden!
Zusammengefast: die Eigenmessung zuhause ist immer zu empfehlen!
Im Folgenden sehen Sie einige Angebote* für Blutdruckmessgeräte für den Oberarm.
Wer lieber am Handgelenk mißt, kann sich hier* eines aussuchen:
Wichtiger als die Messmethode oder irgendwelche Testergebnisse ist der Vergleich mit den Messergebnissen Ihres Hausarztes, der Sie bei der Therapie begleitet. Nehmen Sie einfach Ihr Gerät zum nächsten Praxisbesuch mit!
Die allermeisten Fälle sollten behandelt werden, aber nach derzeitigem Wissen ist die Antwort "Nein" - es gibt tatsächlich Fälle, wo die Grenzwerte zwar überschritten werden, aber dennoch eine Behandlung nicht viel bringt.
Unterschieden wird einmal zwischen einem eher systolischen Bluthochdruck (das bedeutet, der erste obere Wert ist zu hoch, also bspw. 160/85 mmHg) und einen eher diastolischen Bluthochdruck (z.B. 135/95 mmHg). Hier ist es wichtig festzuhalten, daß ein alleiniger diastolischer Bluthochdruck nach bisherigem Stand des Wissens keine Gefahr darstellt! Häufig sind beide Werte erhöht, dann ist das natürlich was anderes und eine Therapie sehr sinnvoll.
Eine Unsicherheit herrscht ebenso bei leichtem Bluthochdruck bei jungen Patienten. Macht es immer Sinn, möglichst früh mit der Bluthochdruckbehandlung anzufangen? Das ist gut möglich und plausibel, aber wir wissen es nicht, da es dazu keine guten Untersuchungen gibt! Eine Ausnahme ist der Bluthochdruck bei Schwangeren, der stets behandelt werden sollte!
Sollte ein Mensch unter 60 Jahren(!) Werte bis zu 160/100 mmHg haben und sonst gesund sein, so macht nach dem derzeitigen Stand des Wissens eine Bluthochdrucktherapie keinen großen Unterschied bezüglich auf Sterblichkeit und Folgeschäden! Einschränkend muss aber gesagt werden, daß die Studien zu diesem Thema bislang nur einige Jahre liefen und somit überhaupt nicht klar ist, ob eine langfristige Therapie bei Werten über den normalen Grenzwerten nicht doch einen Unterschied macht.
Nach derzeitigem Wissensstand ist es außerdem so, daß der Vorteil der Blutdruckbehandlung mit dem Absetzen des Medikamentes endet. Ein 60jähriger mit Bluthochdruck, der schon mal 20 Jahre lang Medikamente eingenommen hatte, also vielleicht vom 35. bis zum 55. Lebensjahr, hat keinen Vorteil gegenüber einem 60jährigem mit gleich hohem Bluthochdruck, der nie behandelt wurde. Das ist erstaunlich, aber so sind die derzeitigen Daten.
Den Unterschied zwischen primärem und sekundärem Bluthochdruck erkläre ich im E-Book.
Eine besondere Form, die zu beiden nicht gehört, ist der Bluthochdruck in der Schwangerschaft, medizinisch Gestationshypertonus genannt. Er tritt hauptsächlich bei Erstschwangerschaften auf, kann, muss aber keine typischen Symptome liefern und sollte immer behandelt werden, in vielen Fällen medikamentös. Dabei gehört das ansonsten kaum genutzte Blutdruckmittel Methyldopa zu den ersten Mitteln der Wahl, weil es erfahrungsgemäß keine Schäden am Kind verursacht. In manchen Fällen bleibt auch nach der Schwangerschaft der Bluthochdruck bestehen. Die wiederholte Kontrolle gehört bei Frauenärzten bei Schwangeren zum Standardprogramm!
Weitere durchaus existente aber weniger bekannte Formen sind der sogenannte Praxishypertonus, auch Weißkittelsyndrom genannt, und die gefährlichere Praxisnormotonie. Während ein Patient mit Weißkittelsyndrom nur bei der Messung in der Praxis einen erhöhten Blutdruck hat, hat der mit der zweiten Form nur außerhalb der Praxis einen erhöhten Blutdruck, beispielsweise bei einer Selbstmessung. In beiden Fällen ist die Langzeitblutdruckmessung, abgekürzt LZ-RR oder ABDM, das Mittel der Wahl, um diese Formen einzuordnen oder eben den Bluthochdruck auszuschließen.
Kurz: der mit Weißkittelsyndrom fällt auf, hat aber gar keinen Bluthochdruck (ihn macht nur die Praxis unbewußt nervös) - der mit Praxisnormotonie fällt nicht auf (ihn entspannt die Praxis unbewußt), er hat aber einen Bluthochdruck, den er höchstens selber mißt (und den der Arzt ggf. gar nicht glaubt)!
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