Der Bluthochdruck Ratgeber
Medizinisch fundiert - einfach erklärt - unabhängig und pharmafrei
Medikamente
Oftmals ist es unvermeidlich, daß für eine ausreichende Kontrolle Bluthochdruck Medikamente genommen werden sollten. Daher dient diese Übersicht dazu, die gängigsten Medikamentengruppen vorzustellen: Wirkweise, häufigste Nebenwirkungen und Gründe, das Medikament ggf. nicht zu nehmen (sog. Gegenanzeige). Natürlich kann das nicht allumfassend sein, das würde den gut lesbaren Umfang sprengen. Daher ist es noch einmal wichtig darauf hinzuweisen (siehe "wichtige Hinweise" am Ende der Seite), daß die ärztliche Begleitung entscheidend ist.
In der Medizin ist es üblich, daß Medikamente ähnlicher Wirkweise ähnliche Wirkstoffnamen bekommen. Dabei ist die Endung immer gleich. So enden bspw. alle Antibiotika der Penicillin-Gruppe auf -cillin oder spezielle Migränemittel auf -triptan.
Gleiches gilt auch für Bluthochdruck Medikamente. Die Endungen werden dabei jeweils angegeben.
Übrigens sind die Wirkstoffnamen weltweit gleich, was für die Produktnamen nicht gilt.
Eines noch: in der Schwangerschaft wird nahezu ausschließlich Methyldopa gegeben, alles andere darf man in den meisten Fällen auch nicht. Methyldopa spielt sonst überhaupt keine Rolle, daher gehe ich hier nicht darauf weiter ein.
Die bekanntesten Vertreter sind Metoprolol und Bisoprolol, dazu kommen u.a. noch Carvedilol, Nebivolol und Propranolol.
Betablocker blockieren die "Schlösser" (Rezeptoren) am Herzen (und andernorts), die für das Andocken der "Stresshormone" Adrenalin und Noradrenalin zuständig sind. Dadurch werden sowohl der Puls als auch der Blutdruck gesenkt. Diese Medikamentengruppe wird daneben auch zur Kontrolle von Herzrhythmusstörungen, Vorbeugung von Migräneanfällen, kurzfristige Angstlösung, als Tropfen für die Senkung des Augeninnendruckes, etc. verwandt.
Wichtige Nebenwirkungen sind neben einem womöglich zu niedrigen Puls und zu niedrigem Blutdruck unter anderem Schwindel, Kopfschmerzen, Verschlechterung eines Asthmas, Müdigkeit, Erektionsstörungen beim Mann (gar nicht so selten wie offiziell angenommen - und glücklicherweise kann diese Störung wieder verschwinden nach Absetzen des Medikamentes), Verschlechterung einer akuten Herzschwäche (bei dauerhafter Herzschwäche aber ein Muss!) und Verschlechterung einer Schuppenflechte/Psoriasis.
ACE-Hemmer sind als Bluthochdruck Medikamente die Standardtherapie für den Beginn einer Behandlung aufgrund ihrer sehr guten Verträglichkeit. Bekannt sind u.a. Ramipril, Lisinopril, Captopril und Enalapril.
Der Name bedeutet, das ein wichtiges Enzym gehemmt wird, das Angiotensin-convertierende-Enzym (daher ACE), also das Enzym, das Angiotensin umwandelt. Der Wirkort selbst ist hauptsächlich die Niere. Dieser Wirkstoff kann auch die Niere vor weiteren Schäden bspw. durch Diabetes schützen und wird daher oft eingenommen. Desweiteren hat sich gezeigt, daß die ACE-Hemmer nach einem Herzinfarkt den Herzmuskel vor zu starker Vernarbung bewahren können und gehören daher zu den Standardmedikamenten nach einem solchen Ereignis.
Nicht eingenommen werden dürfen ACE-Hemmer, wenn auf beiden Seiten Nierenarterienstenosen bestehen, da dann ein akutes Nierenversagen droht. Sie können desweiteren die Wirkung von Diabetes-Mitteln (Tabletten wie Insulin) verstärken, da muß auf die Dosierung geachtet werden.
Die wichtigste Nebenwirkung, die bei etwa 10% der Anwender auftritt, ist ein trockener Reizhusten. Es war diese Nebenwirkung, die zur Entwicklung der nächsten Gruppe, der Sartane, geführt hat. Der Husten hört nach Absetzen des ACE-Hemmers rasch auf (oder er hat eine andere Ursache).
Selten macht ein ACE-Hemmer auch eine akute Schwellung, meistens im Gesicht. Dieses sog. Angioödem kann sehr beeindruckend aussehen (wie bspw. eine stark geschwollene Zunge oder auch eine Gesichtshälfte), verschwindet aber nach Absetzen ebenfalls.
Was zudem noch wichtig ist, da neben einem ACE-Hemmer nicht selten andere Medikamente eingenommen werden, ist der Umstand, daß durch diese Gruppe der Kaliumwert im Blut steigt. Zwar nur wenig, aber zusammen mit anderen Tabletten kann das wichtig sein. Ein zu hohes Kalium kann zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen. Das läßt sich durch einfache Blutkontrollen ganz leicht überwachen.
Sowohl die Wirkung als auch die Nebenwirkungen sind denen der ACE-Hemmer sehr ähnlich - nur gibt es deutlich seltener bedeutende Nebenwirkungen. Da der AT1-Blocker aber immer noch teurer ist als der ACE-Hemmer, bezahlen in Deutschland die gesetzlichen Krankenkassen diese erst problemlos, wenn eine Unverträglichkeit der ACE-Hemmer (bspw. durch Reizhusten) dokumentiert worden ist.
Bekannte Vertreter dieser Medikamente sind Candesartan, Valsartan, Olmesartan und Losartan.
Eine deutliche Warnung gibt es noch: ACE-Hemmer dürfen während einer Schwangerschaft fast nie gegeben werden, AT1-Blocker sicher nie. Fehlbildungen des Kindes treten extrem häufig auf, sind fast sicher. Also niemals während einer Schwangerschaft nehmen!
Hier ist das Amlodipin mit Abstand das am meisten eingenommene Präparat, gefolgt von Lercanidipin. Als Akutmittel bei einer Blutdruckentgleisung findet man auch noch das Nitrendipin, das früher gebräuchliche Nifedipin wird nicht mehr empfohlen.
Diese Medikamente hemmen den Zufluß von Calcium in die Muskelzellen rund um die Arterien, was zu einer Erweiterung führt. Es gibt auch noch andere Gruppen von Calciumantagonisten, die eher am Herzen selbst wirken und manchmal noch bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden, aber die spielen bei Bluthochdruck keine große Rolle.
Nebenwirkungen sind bei älteren Medikamenten (Nifedipin) Herzrasen, Gesichtsrötung und Schwindel und bei allen Calcium-Anatgonisten mögliche Ödeme (Wassereinlagerungen) an den Unterschenkeln. Angeblich soll das bei Lercanidipin seltener auftreten, das ist allerdings durch Studien noch nicht eindeutig belegt.
Bei den Diuretika gibt es drei wichtige Gruppen: die sogenannten Schleifendiuretika, die Thiaziddiuretika und die kaliumsparenden Diuretika. Wichtig für das Verständnis ist zu wissen, daß die Niere viel mehr Harn produziert als letztlich as Urin in der Blase landet. Von Großteil davon wird aber das Wasser zurückgewonnen für den Kreislauf, die "Abfallstoffe" bleiben drin und werden somit konzentriert. Und genau an diesem Mechanismus setzen diese Bluthochdruck Medikamente an.
Schleifendiuretika als stärkste Wassertabletten sorgen nun dafür, daß ein bedeutender Rücktransport von Wasser geblockt wird. Dadurch muß man mehr zur Toilette. Da diese Flüssigkeit dem Blutkreisluf fehlt (ohne daß es "eingedicktes" Blut gibt!), sinkt der Blutdruck. Problematisch ist, daß diese Medikamentengruppe schnell wirkt und schnell an Wirkung verliert. Am bekanntesten sind hier Furosemid und Torasemid. Durch die rasche Wirkung kann es zu stärkeren Blutdruckabfällen mit Schwindel, Kopfschmerz und Kollapsneigung führen.Und ebenso wie bei folgende Gruppe der Thiazide erhöhen sie die Harnsäure und somit das Risiko der Gicht.
Einen kontinuierlicheren und weniger starken Wirkverlauf haben die Thiaziddiuretika, die an einer anderen Stelle der Niere ansetzen. Da sie außerdem das Kalium senken, werden sie gerne mit kaliumerhöhenden ACE-Hemmern in einer Tablette kombiniert. Das trifft besonders auf das Hydrochlorothiazid zu (HCT), das man oft in Kombination mit Ramipril bspw. als Ramipril 5/25 oder Ramipril plus antrifft. Das ebenso gut wirksame Chlorthalidon wird in Deutschland nur selten verordnet, obwohl die Studienlage dazu wie zu allen Thiaziden sehr gut ist. Es ist nach derzeitigem Wissen absolut angebracht, Thiaziddiuretika als erste Bluthochdruck Medikamente einzusetzen. Thiazide dürfen nicht eingesetzt werden bei Menschen mit Sulfonamid-Allergie und können ansonsten als Nebenwirkung den Blutzucker und das LDL-Cholesterin erhöhen. Wegen der Kaliumsenkung sind Kontrollen sinnvoll. Und bei einer Schwangerschaft sind Thiazide tabu.
Schließlich gibt es noch die sog. kaliumsparenden Diuretika, die am schwächsten wirken. In der Behandlung des Bluthochdruck spielen sie faktisch keine Rolle. Da sie aber mit dem Wirkstoff Spironolacton in der Therapie der fortgeschrittenen Herzschwäche wichtig sind und, wie der Name schon sagt, den Kaliumwert erhöhen, ist der Einsatz zusammen mit ACE-Hemmern zu überprüfen.
*=Affiliate-/Werbelink
Bitte lesen Sie die wichtigen medizinischen Hinweise im Impressum